„Es gibt kaum Unterschiede in der Ausbildung“ – Besuch im IQ Anpassungslehrgang für Pflegekräfte mit ausländischer Herkunft in Dortmund am Canisius Campus

Seit dem 01.01.2020 bietet die Pflegefachschule Canisus Campus für rund 700 Schüler*innen die neue generalistische Pflegeausbildung an. Diese neue Ausbildung verbindet die bisherigen Ausbildungen in der Alten-, Kinder- und Krankenpflege zu dem neuen Berufsbild der Pflegefachfrau/ des Pflegefachmannes und eröffnet so zusätzliche Qualifizierungs- und Karrieremöglichkeiten. Die Ausbildung befähigt zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in allen stationären und ambulanten Versorgungsbereichen vom Krankenhaus bis zum Altenheim. So lernt man den Pflegeberuf in seiner ganzen Vielfältigkeit kennen und es stehen dadurch viele Jobmöglichkeiten offen.

Neben dem Ausbildungsangebot bietet die Schule im Rahmen des Regionalen Integrationsnetzwerks IQ NRW – West kursförmige, modular aufgebaute Qualifizierungen. Pflegefachpersonen mit ausländischer Herkunft, die eine pflegerische Ausbildung oder ein Pflegestudium im Ausland absolviert haben, können die Gleichwertigkeit ihres Berufsabschlusses damit erreichen. Ebenso werden individuell geplante Praxisbegleitungen für Teilnehmende angeboten, die zum Ausgleich der wesentlichen Unterschiede lediglich Stunden in der praktischen Ausbildung absolvieren müssen.

www.canisiuscampus.de

Melanie Schneider leitet den Anpassungslehrgang des Regionalen Integrationsnetzwerks IQ NRW – West und wird in Planung und Organisation von Jutta Wufka unterstützt. Das gesamte Team mit Berufspädagog*innen und Praxisanleiter*innen ist mit viel Herzblut dabei, Pflegefachkräfte auf dem Weg zur beruflichen Anerkennung zu unterstützen. Besonders das letzte Modul mit dem Titel „Handlungsketten“ ist ausschlaggebend für die Vorbereitung des Abschlussgespräches zur Berufsanerkennung.

www.iq-nrw-west.de/canisius-campus

Valentina D. ist im Kosovo geboren

Als Au-pair ist sie zuerst nach Frankfurt und dann zu einer Familie nach Köln gekommen. Sie ist 30 Jahre alt und lebt seit drei Jahren in Deutschland. Einen Antrag zur Anerkennung ihres Gesundheitsstudiums im Kosovo hat sie bei der zuständigen Stelle eingereicht. Der Bescheid hat sie in den IQ Anpassungslehrgang geführt. Ihr Ziel ist es, als Pflegefachkraft in Köln zu arbeiten. Hier ist ihr neuer Lebensmittelpunkt.

Die fehlende Praxis hat sie an der Frauenklinik der Uni Köln nachgeholt, an der sie speziell auf der Pränatalstation der Frauenklinik nach der Berufszulassung arbeiten möchte.

Der Unterricht im Anpassungslehrgang sei sehr gut auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden ausgerichtet: „Alle Teilnehmenden sind verschieden, aber wenn wir reinkommen ist es wie zuhause. Das ist mein Gefühl.“ Vier Wochen lang fährt Valentina Morgen für Morgen von Köln nach Dortmund. Dafür steht sie um vier Uhr morgens auf. Besonders der Online-Unterricht gefällt ihr sehr, da sie die kompetente Lehrkraft sehr schätzt. Vieles ist im Vergleich zu NRW im Kosovo anders. Zum Beispiel die Fachsprache, das System im Krankenhaus und einige Geräte.

Valentina D.: „Ich bin zufrieden mit allem und komme klar mit allem.“

Zusammen mit ihrem Mann und ihrem Kind …

… wohnt Harjit K., 40 Jahre, in Herne. Sie ist in Indien geboren und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Ihr Partner wohnt bereits seit 20 Jahren in Deutschland. Kennengelernt haben sie sich in Indien. Ihr 2020 geborenes Kind geht inzwischen in den Kindergarten. So ist es ihr möglich, den Lehrgang zu besuchen und sich beruflich neu zu etablieren.

„Ich habe in Indien dreieinhalb Jahre eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und anschließend acht Jahre im Krankenhaus gearbeitet.“ In Deutschland angekommen, arbeitete Harjit  zunächst für ein halbes Jahr als Pflegeassistentin in einem Altenheim. Den Anpassungslehrgang fand sie über ihre Deutschlehrkraft an der Volkshochschule. Jetzt freut sie sich auf die Anerkennung zur Pflegefachkraft. Dafür hat sie nach dem Anerkennungsbescheid der Bezirksregierung gleichzeitig mit der erforderlichen Qualifizierung in der Theorie und der Praxis begonnen. „Für mich war alles neu am Anfang des Anerkennungsprozesses. Ich habe viele neue Sachen gelernt.“ Die Praxis absolviert Harjit K. in einem Krankenhaus in Castrop Rauxel. Nach Abschluss des letzten Theoriemoduls am Canisius Campus geht es weiter mit den Abteilungen Chirurgie, Innere und Ambulanz, genau wie die neue generalistische Ausbildung es vorsieht.

Im Anschluss an die praktische Arbeit möchte Harjit …

… gerne im selben Krankenhaus als Pflegefachkraft arbeiten: „Mir gefällt meine Arbeit und meine Kolleg*innen sind sehr nett und hilfsbereit, z. B. weil meine Sprache noch nicht sehr gut ist. Deshalb möchte ich weiter dort arbeiten.“

Im Anpassungslehrgang fühlt sich Harjit wohl: „Alle sind freundlich und reden immer langsam. Alles wird erklärt, alles ist verständlich, alles ist gut! Die Atmosphäre ist sehr gut und es gibt viel Lernmaterial, das uns sehr hilft.“

„Unterschiede zur Arbeit in Indien sind nicht sehr groß, aber ein paar Unterschiede gibt es. Die Geräte hier sind moderner. Aber alle Menschen sind gleich.“

Olena und Vadym S., …

… 26 und 27 Jahre alt, kommen aus der Ukraine. Sie sind verheiratet und wohnen seit sechs Monaten in Deutschland. In der Ukraine besuchten sie gemeinsam die Medizinfachschule. Anschließend haben sie einige Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Die Anerkennung Ihres Abschlusses haben sie beantragt und einen Intensiv-Sprachkurs besucht. Zusammen arbeiten sie für die Praxis im Johannes Hospital in Dortmund. „Wir sind sehr zufrieden, froh und auch dankbar für diese Möglichkeit. Mit medizinischen Begriffen, der deutschen Sprache. Toll.“

Im Anschluss an den Kurs geht es für sie mit Praxisstunden weiter, bis sie die Berufszulassung erhalten. Danach planen sie auch für das Dortmunder Krankenhaus zu arbeiten, denn sie finden, dass es ein schönes zentral gelegenes Krankenhaus ist.

Deutschland bietet für Olena und Vadym S. eine hohe Lebensqualität. Vorher haben sie drei Jahre in der Slowakei gewohnt und sich mit dem Sprachkurs auf ein Leben in Deutschland vorbereitet. Von einer Bekannten, die den gleichen Weg eingeschlagen hat, haben sie Informationen über das Dortmunder Krankenhaus bekommen. „Deswegen sind wir nach Dortmund gekommen“, sagt Olena. „Meine Familie wohnt allerdings in der Nähe von Bremen.“

„Am Canisius Campus bekommen wir kostenlose Bücher für den Zeitraum des IQ NRW Anpassungslehrgangs. Das ist super, weil dort alle Informationen gut strukturiert zu finden sind. Die Schule ist attraktiv, interaktive und digitale Elemente, das Rollenspiel in kleinen Gruppen mit Präsentation der Ergebnisse im Anschluss ist sehr interessant und gefällt mir besonders“, meint Olena. Auch das Zuhören und Zuschauen sei sehr wichtig, erläutern Olena und Vadym S. „Aber zusammen besprechen und selbst etwas erzählen bringt sehr viel. Alle Lehrerinnen sind sehr nett und sie machen ihren Job nicht einfach so. Sie möchten uns die Informationen wirklich verständlich machen.“

Vadym S. findet die Unterschiede zu seiner Berufsausbildung in der Ukraine nicht sehr groß. Allerdings gibt es in der Ukraine keine Krankenkasse und man muss als Patient alles selbst bezahlen. Außerdem gibt es dort im Krankenhaus keine Körperpflege durch das Pflegepersonal. Das machen Angehörige oder spezielle Arbeiter, aber das kostet Geld. Olena findet dagegen, dass die Unterschiede groß sind, weil es kaum Pflege in der Ukraine gibt. „In Deutschland macht die Pflege aber vielleicht 80% der Zeit aus. Grundpflege, Essen, Trinken, zur Toilette gehen. Ich finde diese Arbeit nicht so einfach. Eine Krankenschwester muss wirklich sehr alltägliche Arbeiten machen. Aber das kommt auf die Station an.“

„Im Krankenhaus haben wir eine Praxisanleitung. Die können wir fragen, wenn wir Hilfe brauchen, dann machen wir das zusammen mit einer Kollegin oder der Praxisanleitung. Das ist spannend für mich, weil jeder seine eigene Arbeitsweise hat. Ich kann das auch machen, aber ich muss das lernen.“

„Alle Kollegen sind nett und freundlich und haben Geduld. Weil man nicht immer alles versteht und Dinge einfach anders funktionieren. Daher fragt man häufig. Aber man merkt, dass die Kollegen Erfahrung damit haben, wenn neue Kollegen aus dem Ausland kommen. Die deutsche Mentalität ist auch neu für uns. Das müssen wir noch für die Arbeit mit Patienten lernen. Um eine gute Atmosphäre zu schaffen, muss man sich gut unterhalten können. Man muss einfühlsam sein und das mit der Sprache kommt mit der Zeit. Wir sind nach Deutschland mit einem ersten Sprachniveau gekommen und das hilft. Wir können kommunizieren, wir können lesen.“

Olena und Vadym S. reisen gerne. Doch leider haben sie aktuell kaum Zeit dazu und machen Ausflüge in der Region. Nach langer Suche haben sie nun auch endlich eine eigene Wohnung gefunden.

Wir wünschen beiden weiterhin alles Gute und freuen uns hoffentlich bald auch von ihrer beruflichen Anerkennung zu hören. IQ unterstützt sie dabei.


Das Förderprogramm IQ − Integration durch Qualifizierung zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen ausländischer Herkunft ab.

Das Regionale Integrationsnetzwerk IQ NRW – West wird im Rahmen des Förderprogramms IQ − Integration durch Qualifizierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.