Interaktiver Unterricht im IQ Anpassungslehrgang Pflege an der Franzikusakadmie Münster

Die Lungen weiten – „Eine Runde für alle“: Patienten zur Pneumonieprophylaxe anleiten

Theoretisches Wissen für 20 Teilnehmende im IQ Anpassungslehrgang des Regionalen Integrationsnetzwerks lebendig zu vermitteln, beherrscht die Berufspädagogin Luisa Groddeck perfekt. Dazu nutzt sie kreative Lernmethoden, reagiert sprachsensibel. Dank eines Erasmus-Projektes an der Fachhochschule in Münster kann sie sogar die neueste Technik der VR-Brillen zur praktischen Bewältigung von Pflegesituation einsetzen. Die Brillen wurden an Universitäten in Dänemark, Finnland und Irland entwickelt und werden zur Ausbildung an der FH Münster genutzt.

www.iq-nrw-west.de/franziskus-gesundheitsakademie

Die Teilnehmenden sind mit großem Elan dabei und unterstützen sich gegenseitig. Und wenn mal ein Handy laut klingelt, dann gibt es eine Runde Süßigkeiten für alle. Der Anpassungslehrgang macht allen Teilnehmenden sichtlich Spaß, ohne den Ernst an der Sache zu verlieren. Denn Ziel ist die Anerkennung ihres im Ausland erworbenen Abschlusses und eine Arbeitsstelle als Pflegefachkraft. Für manche ist dies ein langer Weg.

Bleona A. hat in ihrer Heimat ein Bachelor-Studium für Krankenpflege gemacht

Bleona A. ist erst 23 Jahre alt und vor zwei Monaten aus dem Kosovo gekommen. Sie arbeitet Im Rahmen ihrer beruflichen Anerkennung im St. Franziskus Hospital in Ahlen. Täglich reist sie mit der Bahn nach Münster zum Anpassungslehrgang.

„Ich habe in meiner Heimat ein Bachelor-Studium für Krankenpflege gemacht.“ Davor hat sie die Mittelschule für Krankenpflege besucht und viele praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Einrichtungen wie zum Beispiel in einem Altenheim sammeln können.

Für die Anerkennung soll sie 260 Stunden Theorie und 200 Praxis nachholen. Sie meint gelassen, dass es bisher sehr gut läuft und dass sie sogar noch mehr Einsätze auf ihrer Station gemacht hat, als überhaupt vorgegeben waren.

„Ich habe immer gerne in der Inneren Medizin gearbeitet, aber würde hier gerne auf der chirurgischen Station arbeiten.“

Es gibt viele Unterschiede zwischen dem Kosovo und Deutschland, sagt sie. Deshalb möchte sie sich erst einmal ausprobieren.

Der größte Unterschied zwischen ihrem Heimatland und Deutschland

… sei das Thema Körperpflege. Dies übernehmen im Kosovo die Angehörigen der Patienten. Auch die Patientendokumentation werde in Deutschland im Gegensatz zum Kosovo digital erstellt. Ihre Familie hat sich beruflich ganz dem Thema Gesundheit verschrieben: Bleonas Schwester, mit der sie gemeinsam im Wohnheim des St. Franziskus Hospitals lebt, macht eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Eine weitere Schwester arbeitet ebenfalls für ihre Anerkennung in Dortmund. Und last but not least ist der jüngste Bruder Physiotherapeut.

Bleona A. ist der Ansicht, dass es in Deutschland viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und zum Studium gibt: „Alle sagen die USA ist das Land von Träumen und sowas, aber ich finde, das ist auch in Deutschland und in Europa so.“

Nach der Berufserlaubnis will sie erst einmal Berufserfahrung sammeln und dann mal schauen, wie es läuft. Dem Thema Weiterbildung steht sie offen gegenüber: „Damit ich noch besser werde“, sagt sie überzeugt.

Cynthia A. ist seit sieben Jahren in Deutschland

Sie wohnt im Kreis Warendorf. In Ghana hat sie eine dreijährige Ausbildung zur Krankenpflegerin absolviert und damit auch die sogenannte traditionelle Medizin studiert. Mit ihren drei Kindern unter 10 Jahren, die sie allein erzieht, hat sie alle Hände voll zu tun.

Neben ihrer Arbeit liebt sie es zu singen und zu tanzen. Sie hat eine ansteckende fröhliche Natur und sehr viel Kraft – u.a. beste Voraussetzungen für eine gute und starke Pflegefachkraft.

Die Menschen im Seniorenheim schätzen sie sehr. Für Cynthia A. passen die Arbeitszeiten dort perfekt. Es ist ihr wichtig, sich um die Kinder zu kümmern und Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie fühlt sich sehr wohl in Deutschland und genießt das Leben.
 

320 praktische Stunden und 240 theoretische Stunden

Für ihre berufliche Anerkennung absolviert sie 240 theoretische Stunden und 320 praktische Stunden bis zu den verschiedenen Abschlussgesprächen des Anpassungslehrgangs. Bis dahin benötigt sie noch ein bisschen Zeit.


Das Förderprogramm IQ − Integration durch Qualifizierung zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen ausländischer Herkunft ab.

Das Regionale Integrationsnetzwerk IQ NRW – West wird im Rahmen des Förderprogramms IQ − Integration durch Qualifizierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.