IQ Mentoring-Programm der TH Köln
„Man muss ehrlich sein, was machbar ist“
Das Mentoringprogramm an der Technischen Hochschule Köln ist zentraler Baustein der Brückenmaßnahme für zugewanderte Akademiker*innen zum Erwerb von Kompetenzen für die Arbeitsmärkte der Zukunft. Mit dieser Maßnahme ist die TH Köln ein Teilvorhaben des Regionalen Integrationsnetzwerks IQ NRW – West. Am 11.09. startete die aktuelle Kohorte des Programms mit einer Auftaktveranstaltung in den Räumen der TH Köln. Unter der Moderation von Sinem Celik und Nils Duensing von der TH Köln lernten zugewanderte Akademiker*innen als Mentees zum ersten Mal ihre Mentor*innen kennen. Gemeinsam möchten Mentee und Mentor*in als Tandem die berufliche Zukunft des Mentees ausloten, um perspektivisch eine passende Beschäftigung zu finden.
www.th-koeln.de/angewandte-sozialwissenschaften/iq-nrw-west-thk_102603.php

Die Bürokratie verständlich machen und das Eis brechen
Zunächst nahmen die Mentees am 11.09. jedoch auf der Uni-Bank Platz. Bevor sie ihre Mentor*innen trafen, erhielten die Teilnehmenden noch einige grundlegende Informationen über die Programm-Bausteine und mussten die dazugehörigen Unterlagen ausfüllen. „Für uns ist heute das Ziel, den Mentees die Unterlagen verständlich zu machen. Die genauen Details sind dabei für den Moment gar nicht so wichtig. Hauptsache ist, dass die Teilnehmenden verstehen, warum das nötig ist“, sagt Moderator Nils Duensing und ergänzt: „Und dann geht es heute vor allem darum, als Gruppe miteinander warm zu werden und das Eis zu brechen.“

Mit mehr Learnings in die nächste Runde
Sinem Celik und Nils Duensing von der TH Köln haben das Mentoring-Programm 2023 zum ersten Mal als Koordinator*innen begleitet. Dafür können die beiden in diesem Jahr mit viel mehr Learnings in den Kurs gehen – vor allem, was Verantwortlichkeiten und Rollen angeht, so Duensing.
Heute ist die beste Gelegenheit dafür
Nachdem alle Grundinformationen gegeben und die nötigen Bögen ausgefüllt wurden, trafen für den zweiten Teil der Veranstaltung die Mentor*innen im Raum der TH Köln ein. Es ging vom Tisch in die Gesprächsrunde.
Es fehlen Neuangekommenen die Zugänge sowie die Netzwerke ...
... und genau das kann das Mentoring-Programm leisten. Das wirkt vielleicht erst morgen oder übermorgen. Aber irgendwann muss man anfangen und heute ist die beste Gelegenheit dafür.


Eine Orientierung im Wald der Verwaltung
Worauf es für ein gelungenes Mentoring ankommt, weiß Jaime Chumbiray. Er ist bereits seit fünf Jahren als Mentor im Programm der TH Köln dabei.
„Man muss ehrlich sein, was machbar ist. Dafür sind Offenheit und Flexibilität von den Mentees nötig. Wir können gut dabei helfen, eine Orientierung im Wald der Verwaltung zu sein. Wir können Alternativen aufzeigen und mehrere Wege deutlich machen.“
Er sei immer wieder beeindruckt, wenn Mentees dazu bereit sind und sich auf diese Wege einlassen.

Epiphanie Uwimana war einst Mentee und ist heute Mentorin
Wie wichtig Flexibilität ist, betont auch Epiphanie Uwimana. Natürlich gebe es immer hohe Erwartungen und viele Ziele. Um gut voranzukommen, müsse man sich aber kleine Ziele setzen, und realistisch, einschätzen, wie lange es braucht, um diese zu erreichen.
„Es gibt immer Fristen und Eile. Aber so funktioniert das nicht immer. Und das muss man lernen.“, sagt die 50-Jährige, die aus Ruanda stammt und einst selbst als Mentee am Programm teilnahm.
Nach 25 Jahren plötzlich nicht mehr Lehrerin
Nachdem die Vorstellungsrunde auf der Auftaktveranstaltung abgeschlossen war, löste sich der Stuhlkreis so schnell auf, wie er errichtet wurde und es stellte sich ein geschäftiges Treiben im Seminarraum der TH Köln ein.
Viele Mentees konnten direkt ihre Mentor*innen treffen und waren schnell in angeregte Gespräche vertieft. Und auch diejenigen, deren Partner*innen bei der Auftaktveranstaltung fehlten, kamen rasch miteinander ins Gespräch.
Ein Tandem-Paar, das sich auf der Auftaktveranstaltung kennenlernte, sind Hanna Skliarova und ihre Mentoring Janna Mehring. Hanna Skliarova arbeitete in der Ukraine 25 Jahre lang als Lehrerin, bevor sie wegen des russischen Angriffskrieges ihr Land verlassen musste.
„Es ist schwer...
... mein Diplom in Deutschland anerkennen zu lassen. Deshalb brauche ich erstmal eine neue Arbeit. Ich kann mir aber auch eine Tätigkeit in der Sozialen Arbeit oder auch mit älteren Menschen vorstellen. Gerne eine Arbeit, die für Menschen nützlich ist. Ich freue mich sehr, dass meine Mentorin so große Erfahrung im sozialen Bereich hat.“


Sich nicht zu sehr herabstufen lassen
Es sei natürlich enorm hart, sich von seinem ursprünglichen Beruf – und von der Identifikation mit dem Beruf – verabschieden zu müssen, weil äußere Umstände und Behörden das Weiterarbeiten erstmal unmöglich machen, ordnet Mentorin Janna Mehring die Ausgangssituation der Mentees ein. Besonders, wenn man jahrelange Erfahrung in dem Beruf gesammelt habe und vielleicht auch schon Führungskraft gewesen sei, ergänzt sie.
„Wichtig ist ein guter Mittelweg“...
... erklärt Janna Mehring weiter. Man dürfe nicht zu hohe Erwartungen haben, aber sich auch nicht zu sehr herabstufen lassen.
„Ich kann dabei meine Erfahrungen aus der Beratung einbringen, Wege zu finden, Möglichkeiten am Arbeitsmarkt aufzeigen und Informationen weitergeben. Im besten Fall haben die Mentees am Ende des Mentoring-Programms eine Beschäftigung oder zumindest eine konkrete Vorstellung davon, was sie machen wollen.“
Damit das klappt, planen Hanna Skliarova und Janna Mehring bereits ihr nächstes Treffen. Trotz der Entfernung zwischen ihren Wohnorten Bonn und Jüchen wollen sich beide noch einmal in Präsenz treffen, bevor sie danach auf Online-Meetings umsteigen.
Man schafft das
Am Ende der Veranstaltung blickten Sinem Celik und Nils Duensing zufrieden auf die vergangenen Stunden zurück. Nach der Auftaktveranstaltung stehe noch immer sehr viel Arbeit an, da es immer etwas Zeit benötige bis alle Tandems gestartet sind, so Sinem Celik. Viel Arbeit wird sicher auch auf die Mentor*innen und vor allem auf die Mentees auf dem Weg zu einer bildungsadäquaten Beschäftigung zukommen, die ihren Vorstellungen entspricht. Doch um es mit den Worten von Mentorin Epiphanie Uwimana zu den kommenden Herausforderungen zu sagen: „Das klappt immer. Man schafft das.“
