IQ Mentoring-Programm von VDI-Xpand
„Das habe ich ja noch nie gemacht. Wird schon klappen.“
Unter dem Motto „Building bridges für migrant engineers“ bietet das IQ NRW – West Teilvorhaben VDI-Xpand Brückenmaßnahmen und Qualifizierungsbegleitung für Ingenieur*innen ausländischer Herkunft an. Denn obwohl ausländische Ingenieur*innen gut ausgebildet sind, fehlen ihnen oft wichtige Kontakte und Wissen über den deutschen Arbeitsmarkt. Beides ist wichtig, um in Deutschland erfolgreich zu sein. VDI-Xpand hilft ihnen dabei. Kernstück des Teilvorhabens ist das Mentoring-Programm, das im Februar 2024 startete und am 07. Dezember 2024 feierlich abgeschlossen wurde.

Ein Austausch auf Augenhöhe
Das Grundprinzip des Mentoring-Programms besteht in der Begleitung von ausländischen Ingenieur*innen (den Mentees) durch berufserfahrene Ingenieur*innen (den Mentor*innen). Gemeinsam können Mentor*in und Mentee dann Situation, Perspektiven und die Karrierewünsche besprechen und den Grundstein für den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt legen. Neben den Erfahrungen profitieren die Mentees dabei auch von den Kontakten, die ihnen die Mentor*innen vermitteln können. Bestandteil des VDI-Xpand-Mentoring-Programms war 2024 zudem eine gemeinsame Exkursion zum SiemensEnergy-Standort in Mühlheim und ein Online-Werkzeugkoffer, der den Teilnehmenden bei wichtigen Fragen behilflich sein kann.
Alle Mentees seien hochqualifizierte Personen, sagt Anne Vatter aus dem VDI-XPand-Team. „Es geht darum, dass wir einen Austausch auf Augenhöhe schaffen möchten.“ VDI-Xpand möchte dabei helfen, Sprachbarrieren abzubauen, das Verständnis des deutschen Arbeitsmarktes zu erhöhen und bei bürokratischen Herausforderungen zu unterstützen, erklärt die Projektverantwortliche weiter.

„Ja, es hat etwas gebracht.“
Die vergangenen zehn Monate des Mentoring-Programms ließ das Team von VDI-Xpand am 7. Dezember 2024 gemeinsam mit den Mentor*innen und Mentees in Düsseldorf gebührend Revue passieren. Zu Beginn des Mentoring-Programms stand die Frage im Raum, was dieses für das Ankommen und die Entwicklung bringe, sagt Ingo Rauhut aus dem VDI-Xpand-Team. Sowohl die Teilnehmenden als auch das Team von VDI-Xpand seien gespannt gewesen. Zehn Monate später könne man nun sagen: „Ja, es hat etwas gebracht“, so Ingo Rauhut.
Die Hilfe geben, die man selbst gerne bekommen hätte
Und was genau das Mentoring-Programm bewirkt hat, davon berichteten auf der Abschlussfeier die Mentor*innen und Mentees. Zunächst schilderte Sagar V. seine Motivation Mentor für zugewanderte Ingenieur*innen zu werden. Der Maschinenbauingenieur kam 2013 als Student aus Indien nach Aachen. Dort haben ihm seine Nachbarn im Studierendenwohnheim das Ankommen und Einleben in Deutschland enorm erleichtert, schildert er. Sie haben gemeinsam mit ihm gefeiert und ihm deutsche Traditionen nähergebracht aber auch beim Formulieren von Bewerbungen geholfen. Herausforderungen gab es dabei zur Genüge: vom Umgang mit Absagen bis zur Gewöhnung an den Dresscode in deutschen Unternehmen. Keine kräftigen Farben, wie er es gewohnt war, stattdessen viel weiß und dunkelblau, lacht Sagar. Neben seinen Nachbarn habe er sich aber noch mehr professionelle Unterstützung gewünscht, schildert er. Nun möchte er selbst als ehrenamtlicher Mentor seine Erfahrung bei der Karriereplanung an zugewanderte Ingenieur*innen weitergeben.



Ein gemeinsamer Rückblick auf die vergangenen Monate
Nach der Präsentation ist es Zeit für eine Frage- und Diskussionsrunde, die Anne Vatter aus dem VDI-Xpand-Team moderiert. Gesprächspartner*innen sind dabei die Tandem-Paare Haimanti F. (Mentorin) und Justice U. (Mentee) sowie Natascha W. (Mentorin) und Valentina G. (Mentee). Zusammen bespricht die Runde, was die Paare in den vergangenen Monaten unternommen haben, welche Herausforderungen dabei aufgetreten sind aber natürlich auch, welche Erfolge gefeiert werden konnten.
„Wenn man glaubt, die Lösungen zu kennen, noch bevor überhaupt das Problem genannt wurde, ist das immer schlecht.“
Anschließend stellten Abdul und sein Mentor Michael ihre Erfahrungen als Tandem-Paar im Mentoring-Programm vor, die sie dafür in einer Präsentation für alle Gäste zusammengefasst hatten. Gemeinsam haben die beiden die Stärken, Herausforderungen und Notwendigkeiten von Abdul herausgearbeitet, um daraus einen Plan für Abduls Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt abzuleiten. Dabei konnte sein Mentor Michael ihm vor allem bei Sprachbarrieren bei deutschen Technik-Begriffen und beim Knüpfen neuer beruflicher Kontakte behilflich sein. Für Michael ist es für ein erfolgreiches Mentoring entscheidend, dass beide Seiten ehrlich, professionell und respektvoll miteinander umgehen. „Wenn man glaubt, die Lösungen zu kennen, noch bevor überhaupt das Problem genannt wurde, ist das immer schlecht.“, so der Mentor. Stattdessen müssen beide Seiten einander zuhören sowie Schubladendenken und Vorurteile überwinden, erklärt er.


„Ich konnte mich in seiner Situation wiederfinden, deshalb konnte ich ihm gut helfen.“
Mentee Justice wurde von seiner Mentorin bei der Suche eines Praktikumsplatzes und dem anschließenden Bewerbungsprozess unterstützt. Gemeinsam haben die beiden Bewerbungsgespräche und Präsentationen auf deutsch geübt, wobei Haimanti die großen Verbesserungen bei den Deutschkenntnissen ihres Mentees lobt. Justice weiß die Hilfe seiner Mentorin dabei sehr zu schätzen. Es habe täglich negative Rückmeldungen bei der Suche nach einem Praktikumsplatz gegeben, aber Haimanti habe ihn immer wieder motiviert weiterzumachen. Schlussendlich gab es ein Happy End. Haimanti ist froh über ihre Rolle. „Ich hatte keinen Mentor. Man weiß nach dem Studium nicht, wie man auf dem Arbeitsmarkt einsteigen soll. Ich konnte mich in seiner Situation wiederfinden, deshalb konnte ich ihm gut helfen.“ Für die Mentorin bestand das Programm aber nicht nur aus einem einseitigen Geben: „Ich habe auch viel über seine Kultur gelernt und wir haben auch privat viel diskutiert und uns ausgetauscht.“

„Es ist schön zu sehen, dass andere es auch geschafft haben.“
Als Bestätigung und Würdigung des erfolgreichen Mentorings in den vergangenen zehn Monaten erhalten alle Mentees und Mentor*innen ein Zertifikat vom VDI-Xpand-Team. Dies markiert den Abschluss des offiziellen Teils der Abschlussfeier des Mentoring-Programms 2024, bevor es bei Snacks und Getränken in einen regen Austausch geht und es die Gelegenheit gibt, sich ein bisschen für das Erreichte zu feiern. Mentee Valentina bringt auf den Punkt, wie bestärkend und motivierend ein solcher Austausch sein kann. „Es ist schön zu sehen, dass andere es auch geschafft haben.“



„Was brauchst du? Was möchtest du? Wie kann ich dir helfen?"
Mentee Valentina G. sagt, sie habe in den vergangenen Monaten gelernt, sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen, welche Stelle man einmal haben möchte und sich früh genug zu bewerben. Außerdem wollte sie ihre Fähigkeit ausbauen, vor Leuten zu sprechen. Ihre Mentorin Natascha W. hat daraufhin einen Vortrag auf einer Konferenz organisiert, der Valentina für dieses Vorhaben ein großes Stück nach vorne gebracht hat. Natascha beschreibt in der Diskussionsrunde ihre eigene Herangehensweise an die Rolle als Mentorin: „Ich habe das, was ich dir geben kann. Was brauchst du? Was möchtest du? Wie kann ich dir helfen?“. Für sie ist das gegenseitige Vertrauen entscheidend für ein erfolgreiches Mentoring. „Wenn man einander vertraut und sich auch ein bisschen dem Prozess hingibt, ergeben sich Möglichkeiten, an die man vorher gar nicht gedacht hat.“ Zum Schluss der Diskussionsrunde gibt Natascha den Mentor*innen und Mentees noch ihr Motto für unbekannte Herausforderung mit auf den Weg: „Das habe ich ja noch nie gemacht. Wird schon klappen.“
