Kompetenzcheck für Hebammen
IQ NRW – West Potential- und ressourcenorientierte Integrations- und Qualifizierungshilfe für zugewanderte Hebammen
Das IQ NRW – West Teilvorhaben ProIQ-fH bietet einen einmaligen Kompetenz-Check an. Die teilnehmenden Hebammen mit einem im Herkunftsland erworbenen Abschluss erhalten nach einer Simulation einen Ergebnisbericht mit individuellem Entwicklungsplan für eine zügige und erfolgreiche Unterstützung im Anerkennungsprozess.
Der Kompetenz-Check eignet sich für zugewanderte Hebammen, die eine Erwerbstätigkeit in Deutschland wünschen und über einen Bescheid der Zentralen Anerkennungsstelle für Gesundheitsberufe der Bezirksregierung Münster verfügen. Er lässt die Möglichkeit einer Anpassungsqualifizierung für die Personen zu, die einen Nachweis über Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 oder höher besitzen und einen Aufenthaltstitel vorweisen können.
Das Teilvorhaben ProIQ-fH am SAM ...
... verfügt über ein weit verzweigtes Kooperationsnetzwerk, das stetig ausgebaut wird. Zu den vielfältigen Partnern des Projektes gehören Behörden, Bildungseinrichtungen, der Deutsche Hebammenverband e. V., der Landesverband der Hebammen NRW, sowie regional und bundesweit kooperierende Kliniken. Regionale Partner sind u.a. die Stadt Mönchengladbach, die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Mönchengladbach, die Hochschule Niederrhein (HSNR), die Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf und das Schulzentrum für Gesundheitsberufe am Niederrhein (SGN).
Das im Jahr 2023 gegründete SAM Simulationszentrum und Akademie für multidisziplinäre Notfalltrainings gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der Städt. Kliniken Mönchengladbach GmbH. In Kooperation mit dem Schulzentrum für Gesundheitsberufe am Niederrhein (SGN) werden simulationsbasierte Fort-, Aus- und Weiterbildungsangebote für Gesundheitsfachkräfte angeboten. Ein weiterer Schwerpunkt sind Angebote zur Beratung und Qualifizierung zugewanderter Hebammen und Pflegefachkräfte.
Kompetenzen erkennen
Projektleiterin und Hebamme Simone Göbels zeigt ihr schauspielerisches Talent beim Betreten des Kreißsaals im Simulationszentrum. Sie steht kurz vor der simmulierten Geburt ihres Kindes und bei der sie die Probandin unterstützen soll. Jetzt sind die richtigen Handgriffe gefragt.
„Es fühlt sich ein bisschen so wie eine Prüfung an“ …
… sagt Nursin S. über die Kompetenzfeststellung im Simulationszentrum für Hebammen. Tatsächlich ist sie ein wenig aufgeregt, ob sie ihre Kompetenzen auch zeigen kann. Dennoch ist sie mit Begeisterung dabei und zeigt ihr ganzes Können. In der Türkei hat sie auch als Pflegefachkraft gearbeitet, da es dort keine Stelle als Hebamme für sie gab. „Wir machen in der Türkei als Hebamme nicht die die gleichen Dinge wie in Deutschland. Die Mütter werden hier viel umfangreicher begleitet“, erklärt die in der Türkei qualifizierte Hebamme.
Das bedeutet,...
... dass die Teilnehmenden in einer sicheren Umgebung an Modellen und mit einer Schauspielerin ihre Fertigkeiten prüfen können.
Dazu gehört zunächst die Einführung in die Ausstattung des Zentrums. Schließlich werden alle Tätigkeiten einer Hebamme durchgeführt wie z. B. die Aufnahme einer Schwangeren im Krankenhaus, die Schwangerschaftsvorsorge, die Leitung einer Geburt und den Besuch einer Wöchnerin mit ihrem Neugeborenen. Alle Tätigkeiten werden während des Kompetenz-Checks gefilmt und dokumentiert.
Nursins erster Weg nach Deutschland war eine Au Pair-Stelle
„Insgesamt sechs Monate habe ich in einer türkischen Familie in Deutschland gearbeitet. Ich wollte unbedingt hier mit den Menschen arbeiten und lernen. Nach dem Au Pair-Job habe im Krankenhaus gearbeitet. In der Türkei habe ich vier Jahre studiert und danach war ich ein Jahr in Äygpten. Auch dort wollte ich in einem Krankenhaus arbeiten. So konnte ich auch Arabisch und ein bisschen Persisch lernen.“
Die in der Türkei ausgebildete Hebamme ...
ist seit fast zwei Jahren in Deutschland. Sie startete in Bergisch-Gladbach, arbeitete dann in Viersen in der Altenpflege und schließlich vervollständigt sie jetzt ihre Praxisanteile für eine Anerkennung ihres Abschlusses in Mönchengladbach an den Städtischen Kliniken. Sie mag ihre Arbeit, denn:
„Man kann in diesem Beruf einfach freundlich zu anderen Menschen sein, denn wir brauchen einander. Wenn es Probleme gibt, dann findet sich immer irgendwo eine Lösung“, meint die 26-Jährige, die während des gesamten Kompetenzschecks ihr Lächeln nicht vergisst.
„Hier sind wir nur für Sie da“ ...
... steht auf dem Informationsflyer zum Ablauf des Kompetenzchecks
Das Besondere an diesem Angebot ist ein ganzer Tag im Simulationszentrum der SAM gGmbH. Das IQ Team mit Simone Göbels und Angelika Dallmeier begleitet zugewandt und mit hoher Expertise die Teilnehmenden durch die Komptenzfeststellung.
„Wir starten zunächst mit einem Interview“, erklärt Projektleiterin Simone Göbels den Ablauf. „Wir wollen wissen, um welche Person es sich handelt, welcher Schulabschluss vorliegt und was die Teilnehmenden bereits beruflich gemacht haben. Vor allem aber auch, was es bedeutet, im jeweiligen Heimatland Hebamme zu sein. Über den Fragebogen können weitere persönliche Fähigkeiten ermittelt werden. Anschließend wird die Person durch einen simulationsbasierten Parcours mit typischen Tätigkeiten einer Hebamme in Deutschland geführt.“
Was kann ich in den Bereichen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gut?
Genau diese und nachfolgende Fragen stehen im Mittelpunkt der Analyse:
Was möchte ich erlernen oder verbessern? Was macht mir besonders Spaß? Was fällt mir schwer? Komme ich mit meinen deutschen Sprachkenntnissen bei der Arbeit zurecht? Auf diese Fragen finden die Teilnehmenden in der anschließenden gemeinsamen Betrachtung und Besprechung der Videoaufzeichnungen Antworten. Dann möchte das Begleitteam gerne wissen, wie es den Proband*innen nach der Simualtion geht und welche Fragen noch offen geblieben sind.
Im Abschlussmeeting werden alle Eindrücke und Ergebnisse noch einmal besprochen. Gemeinsam überlegen das IQ Team und die Teilnehmenden dann, wie die Ziele konkret erreicht werden können.
In einen individuellen Entwicklungsplan werden die konkreten Maßnahmenschritte anschließend übertragen und im Ergebnisbericht des Kompetenz-Checks festgehalten. Diese Dokumentation erhalten die teilnehmenden Personen nach dem individuellen Kompetenz-Check. Somit rücken die Ziele des gesamten Anerkennungsprozess in den Fokus. Der Ergebnisbericht hilft ebenso bei einer Bewerbung um einen Praxisplatz an Kliniken oder als Grundlage für weitere Begleitungsangebote auf dem Weg zur Anerkennung.